Auswahlmöglichkeiten
Wenn Sie nicht allein klarkommen, braucht es zunächst eine Entscheidung, ob Sie anwaltschaftlichen Rat, anwaltschaftliche Vertretung in Anspruch nehmen wollen. Falls die anwaltschaftlichen Verhandlungen nicht.zum Ziel führen, wird herkömmlicherweise das Gericht angerufen.
Sie können sich aber auch - letztlich zusammen mit Ihrem Konfliktpartner - entscheiden, zunächst alle Energie darauf auszurichten, zu einer Einigung zu kommen.
Dann kommen Mediation oder Cooperative Praxis als durchdachte und institutionalisierte Formen der Konfliktbearbeitung in Betracht.
Reihenfolge der Prüfung
- Sie haben also die Vor- und Nachteile zunächst zwischen anwaltschaftlichen Verhandlungen mit dem möglichen Gang zu Gericht einerseits und einem Konsensverfahren - Mediation oder Cooperative Praxis - andererseits abzuwägen.
- In einem zweiten Schritt, ob Mediation oder Cooperative Praxis besser zu Ihnen und Ihrem Konflikt passt.
- Hierzu verweisen wir zunächst auf Was ist Cooperative Praxis / Unterschied zu gerichtlichen Verfahren und Mediation
- Schließlich gilt es abzuwägen, inwieweit kombinierte Verfahren (Mediation und Cooperative Praxis, Einbeziehung von Schiedsgutachten) in Betracht kommen.
Anwaltschaftliche Verhandlungen, mit dem möglichen Gang zu Gericht, empfehlen sich:
- Wenn eine eindeutige Entscheidung notwendig ist.
- Wenn Sie eine schnelle, vollstreckbare Entscheidung bzw. einstweilige Sicherung brauchen.
- Wenn Sie meinen, dass das öffentliche Interesse an einer gerichtlichen Leitentscheidung zur Rechtsentwicklung Sinn macht.
- Wenn Sie sich persönlich so unterlegen fühlen, dass Sie meinen, nur das Recht und das Gericht könnte Ihnen helfen, sich in Ihren Ansprüchen zu verdeutlichen.
- Wenn Sie der Auffassung sind, dass eine Einigung wegen der inzwischen eingetretenen Konflikteskalation keine Chance hat.
- Wenn Sie eine gerichtliche Drittentscheidung vorziehen .
In anderen Fällen macht eine Einigung mehr Sinn
weil - wissenschaftlich erforscht - die Kooperation die wesentlich größere Chance in sich birgt, einen emotional und sachlich größeren Gewinn zu erzielen. Einsichtig ist dies, weil bei der Zukunftsplanung (die vor Gericht keine Rolle spielt) alle Ressourcen und Synergien genutzt werden und Ihre persönlichen Gerechtigkeitsvorstellungen viel eher verwirklicht werden können.
Für ein Konsensverfahren - Mediation oder Cooperative Praxis - spricht:
- Wenn Sie einer so höchstpersönlich und die Zukunft bestimmenden Fragestellung wie zB bei Trennung- und Scheidungsfolgen die Entscheidung nicht aus der Hand, sondern in der Hand behalten wollen.
- Wenn Sie die Befürchtung haben, dass durch den „Kampf um das Recht" der Konflikt verschärft wird - woran Sie kein Interesse haben - und/oder Sie deshalb nicht zu dem kommen, was Sie sich eigentlich vorstellen.
- Wenn Ihnen an einer nachhaltigen, in die Zukunft hineinwirkende Lösung gelegen ist.
- Wenn es um die Auflösung langdauernder Beziehungen geht, gleichzeitig aber auch in der Zukunft notwendiger- oder sinnvollerweise eine Kooperation ansteht - wie z.Bsp. wenn Kinder betroffen sind oder weitere geschäftliche Beziehungen auf rechterhalten werden sollen.
- Wenn überhaupt der Beziehungsaspekt oder die Emotionalität des Konfliktes eine große Rolle spielt - wie bei Trennung und Scheidung oder Trennung bzw. der Neuverteilung von Aufgaben von Gesellschaftern einer Firma.
- Wenn eine Generallösung angestrebt wird und ein Rechtsstreit nur einen Teil erfassen kann.
- Wenn - damit verwandt - Sie nicht fragmentarische Entscheidungen hinsichtlich der Kinder, der Haushaltsfinanzierung (des Unterhaltes), der Vermögensauseinandersetzung (des Zugewinnausgleichs) wollen, sondern eine ganzheitliche Gestaltung vorziehen, die im Zusammenhang gesehen werden soll, die die Zukunft mit einschließt und für Ihre Beziehung maßgeschneidert ist.
- Wenn die Vertraulichkeit eine besondere Rolle spielt - Gerichtsverfahren sind in der Regel öffentlich.
- Wenn der Fall komplex ist und sich durch das Recht mit seiner auf zwei Parteien ausgerichteten Dynamik nur schlecht oder gar nicht lösen lässt. Das ist nament lich der Fall bei „polyzentrischen " Konflikten, wo also - wie beieinem Mobile - der Einfluss an einer Stelle zu Auswirkungen auf andere Stellen führt - wie bei Bausachen beispielsweise im Streit zwischen Bauherrn, Bauunternehmern, Subunternehmern, Architekten und Statikern oder bei Großprojekten, die sich einem eindeutigen Code von Recht und Unrecht entziehen.
- Wenn Sie möglichst zügig ein Ergebnis erzielen und den Zeitablauf mitbestimmen wollen.
- Wenn Sie über die anfallenden Kosten selbst mitbestimmen wollen und immer - weil die Kosten nach Zeitaufwand abgerechnet werden - eine Kostentransparenz herrscht. Und es in der Natur der Sache liegt, dass Verständigungsverfahren preiswerter sind als streitige Verfahren.
Haben Sie sich für ein Konsensverfahren entschieden, stellt sich die Frage, ob eher Mediation oder Cooperative Praxis vorzuziehen ist.
Mediation
ist normalerweise das einfachere, manchmal auch kostensparendere Verfahren. Es gibt aber eine Reihe von Gründen, die Cooperative Praxis vorzugswürdig machen gegenüber der Mediation, aber auch gegenüber anwaltschaftlichen Verhandlungen , mit der Möglichkeit, das Gericht anzurufen.
Für Cooperative Praxis spricht
- Wenn Sie meinen, dass Sie zwar einen Anwalt an Ihrer Seite brauchen, aber nicht mit dem Ziel, Ihre Ansprüche vor Gericht durchzusetzen oder abzuwehren, sondern mit dem Ziel, dass Sie, Ihr Konfliktpartner und alle professionell Beteilig ten ihre Energie darauf ausrichten, eine Einigung zu finden.
- Wenn Sie Schwierigkeiten sehen, nicht in rechter Weise für sich einstehen zu können, eine vorrangige persönliche/rechtliche Beratung brauchen und die ge meinsamen Verhandlungen in Einzelgesprächen mit Ihrem Anwalt vorbereiten wollen und bei den gemeinsamen Verhandlungen seinen Schutz und sein Engagement brauchen.
- Wenn Sie als Fürsprecher einen Coach brauchen für besondere emotionale Situationen, beispielsweise zum Abbau Ihrer Ängste, zur Bewältigung Ihrer Verletzungen und Ihrer Trauer, zur Verdeutlichung Ihrer Interessen und Wünsche, zur psychischen Stabilisierung.
- Wenn Sie den Vorteil nutzen wollen, dass Ihre jeweiligen Fürsprecher, gegebenenfalls mit den Spezialisten, die Vorgehensweise reflektieren, um so unter Beachtung aller parteilichen und übergeordneten Aspekte möglichst effizient auf dem phasenhaft gegliederten Weg zur Lösung zu kommen.
- Wenn Sie meinen, die Komplexität der Konfliktsituation würde Sie allein überfordern, wenn Sie also einen Fürsprecher an Ihrer Seite brauchen.
- Wenn Sie meinen, dass Sie und/oder Ihr Konfliktpartner - z.Bsp. bei Trennung und Scheidung - einen größeren sicheren Halt und Stabilität brauchen, um den Wandel aus einer Beziehungsidentität in eine eigene, persönliche Identität mit den entsprechenden sachlichen Verabredungen vollziehen zu können.